Frauenleserin Rezension

“Gone Girl – Das perfekte Opfer” von Gillian Flynn

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Worum geht es?

Ausgerechnet am Morgen seines fünften Hochzeitstages verschwindet Nick Dunns Frau Amy spurlos. Schnell verdächtigen Öffentlichkeit, Presse und Polizei ihn, seine Frau ermordet zu haben. Alle Beweise scheinen gegen ihn zu sprechen. Dennoch beteuert Nick vehement seine Unschuld.

Aber was geschah wirklich mit Amy?

Warum habe ich es gelesen?

Wenn ein Buch überall frenetisch bejubelt wird, führt das bei mir immer erst einmal zu Skepsis. Mir ist es stets ein wenig suspekt, dass ein Buch angeblich bei allen Lesergruppen gleicher–maßen gut ankommen soll. Diese Kunst ist definitiv eine Meisterleistung, die nur die wenigsten Autoren beherrschen.

Daher habe ich auch lange Zeit, einen weiten Bogen um “Gone Girl – Das perfekte Opfer” von Gillian Flynn gemacht. Ich war überzeugt, dass es überbewertet wurde und bestimmt nicht halten kann, was es spricht. Erst als ich auch bei Fräulein Bücherwald, die eigentlich keine Thriller-Leserin ist, eine sehr positive Rezension las, packte mich dann doch die Neugier. Das Buch schien mir genau das richtige für mein Hörbuch-Experiment zu sein. So würde ich wenigstens keine klassische Lesezeit dafür opfern müssen.

Wie war mein erster Eindruck?

“Gone Girl – Das perfekte Opfer” ist handwerklich sehr gut gemacht. Nick Dunn und seine Frau Amy kommen abwechselnd zu Wort und erzählen dem Leser – bzw. in meinem Fall dem Zuhörer – ihre Geschichte. Dabei berichtete Nick über die aktuellen Ereignisse, während von Amy Tagebucheinträge eingeflochten werden. Besonders schön fand ich an dem Hörbuch, dass es verschiedene Sprecher für beide Perspektiven gab: Christiane Paul spricht Amy. Matthias Koeberlin liest Nick. Dies macht es dem Zuhörer einfacher, sich zurecht zu finden – vor allem, wenn man nach einer Pause wieder in die Geschichte einsteigt.

Wie fand ich das Hörbuch insgesamt?

Ich bin froh, dass ich diesem Hörbuch, trotz meiner anfänglichen Skepsis schließlich doch noch eine Chance gab. Mir wäre sonst ein spannungsreicher, nervenaufreibender, intelligenter und origineller Ehethriller entgangen.

Mit “Gone Girl – Das perfekte Opfer” bietet Gillian Flynn durchgehende Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Die Geschichte beginnt zunächst noch recht zart, entwickelt sich aber schnell zum aufreibenden Nervenkrieg auch für Leser bzw. Zuhörer.
Hat Nick etwas mit verschwinden seiner Frau zu tun oder nicht? Hat er sie eventuell sogar umgebracht? Ständig stößt man auf Daten, Fakten, Verhaltensweise und ähnliches, die mal für und mal gegen ihn sprechen. Dieses Verwirrspiel mit dem Leser bzw. Zuhörer versteht Gillian Flynn wirklich perfekt.

Auch die Schnitte zwischen den Perspektiven sind immer genau so gesetzt, dass die Erzählung an einem Spannungshöhepunkt zunächst abbricht, um die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Das (Hör-) Buch entwickelt so einen Sog, dem man sich nur sehr entziehen kann oder will.

Das wahrlich meisterhafte an “Gone Girl – Das perfekte Opfer” ist jedoch, dass Gillian Flynn es tatsächlich gelingt, diesem Verwirrspiel gleich zwei Mal die Krone aufzusetzen. In der Story gibt es zwei Wendepunkte, die so unerwartet und plötzlich kommen, dass es sich beide Male für Leser und Zuhörer anfühlt, als habe man während eines romantischen Abendessens von seinem Lover einen Faustschlag mitten ins Gesicht bekommen. Man reibt sich verblüfft die schmerzende Nase und während man noch überlegt, ob diese vielleicht gebrochen sein könnte und gerichtet werden muss, weiß man auch, dass man dennoch nicht aufhören kann. Nicht jetzt. Nicht ohne zu wissen, warum es so kam. (Mir ist an der ersten dieser beiden Stellen ein lautes “Ach, was?! Ist ja krass!” entfahren. Zum Glück saß ich alleine im Auto.)

Einziger kleiner Wermutstropfen war für mich das Ende, über das ich hier natürlich nicht zu viel verraten will. Mir war es dann doch etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Da hätte mir ein offener klassischer Showdown, den nur einer der beiden überlebt, doch wesentlich besser gefallen.

Dessen ungeachtet ist “Gone Girl – Das perfekte Opfer” von Gillian Flynn tatsächlich der meisterhafte Thriller, als der das (Hör-) Buch immer dargestellt wird. Es ist an Nervenkitzel, Spannung und Überraschungsmomenten kaum zu überbieten.

Wie fand ich die beiden Sprecher?

Die Idee beide Perspektiven des Buchs von unterschiedlichen Sprecher einlesen zu lassen, fand ich sehr schön. Auch war es stimmig, dass Amy von einer Frauenstimme (Christiane Paul) und Nick von einem Mann (Matthias Koeberlin) gesprochen wurden. Hierdurch konnte man dem Buch wirklich sehr gut und leicht folgen. Auch nach längeren Pausen fand ich mich immer recht schnell wieder in dem Hörbuch zu Recht.

Ich fand Matthias Koeberlin als Sprecher etwas besser als Christiane Paul. Koeberlin setzte seine Stimme gezielt ein und las die wörtliche Rede verschiedener Charaktere jeweils mit anderer Stimme. So wusste man immer, wer gerade sprach.

Christiane Paul kam mir hier etwas schwächer vor. Letztlich waren es aber nur Nuancen. Auch erzählt Amy in weiten Teilen des Buchs nur durch Tagebucheinträge und Briefe, so dass es in ihren Teilen sowieso nicht viel wörtliche Rede gab.

Bewertung: ♥♥♥♥♥ “Buchtipp”

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5 Kommentare

  1. Sehr, sehr gutes Buch. Ich habe es auch als Hörbuch “gelesen” und fand es dadurch echt super. Mich hat nur gestört, dass es nicht schneller ging, so spannende Bücher lese ich sonst immer sehr schnell, damit ich weiß, wie es weitergeht!

    • Kerstin Scheuer sagt am 6. Dezember 2014

      Fräulein Bücherwald riet mir eigentlich aus genau diesem Grund vom Hörbuch ab. Habe aber weite Strecken am Stück hören können, weil ich regelmäßig beim Samstagsgroßputz Hörbuch höre. Und auch der Megastau dank Bahnstreik kam mir diesbezüglich sehr entgegen. 😉

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